Apps in der Gesundheitsversorgung
Apps haben das Potenzial in der Gesundheitsversorgung einen wesentlichen Beitrag zu leisten. Es ist besonders im professionellen Kontext wichtig zu unterscheiden, zu welcher Gruppe von Apps eine Anwendung zählt bzw. für welche Zielsetzung sie geeignet ist.
Einführung
98% der Bevölkerung Österreichs nutzen ein Smartphone, sogar in der Gruppe der 60-69-jährigen beträgt der Anteil der Smartphone-Nutzer*innen bereits 96%. Fast alle von ihnen nutzen Apps [1]. Eine App (engl. application software) ist eine Anwendersoftware, die eine konkrete Funktion erfüllt. Viele der am Smartphone genutzten Apps sind Gesundheits-Apps [2]. Studien belegen bei Verwendung von Apps positive Auswirkungen auf die körperliche Aktivität, die Ernährung und die Gewichtskontrolle [3]. Grundsätzlich werden die Chancen bzw. Potenziale des Einsatzes von Gesundheits-Apps in den Bereichen Gesundheitsförderung, Prävention, Kuration als auch Rehabilitation geortet. Durch die ständige Verfügbarkeit und die Funktionalitäten der Apps werden sie als
potenziell geeignet eingestuft das Gesundheitsbewusstsein, die Motivation, die Therapietreue und das Selbstmanagement zu erhöhen [8].
Mobile Gesundheit (mobile Health)
Der Begriff mHealth (mobile Health) umfasst medizinische Verfahren und Praktiken der öffentlichen Gesundheitsfürsorge, die durch Informations- und Kommunikationstechnologien unterstützt und mit mobilen Geräten, wie Smartphones benutzt wird [1]. Dazu gehören auch Computerprogramme für verschiedenste Anwendungen, die Apps. Diese werden in drei große Kategorien unterteilt [4]:
- Der Großteil der verfügbaren deutschsprachigen Apps im Google-Play-Store (rund 6.440 im März 2016) zählen zu den Gesundheits-Apps. Die Verwendung von Gesundheits-Apps geschieht aus Eigeninitiative, ohne bestimmten medizinischen Zweck mit Zielen, wie Gesundheitsaufklärung, Fitness und Wohlbefinden. Die primäre Zielgruppe sind bei Gesundheits-Apps gesunde Menschen.
- Die Anwendung von Medizin-Apps erfüllt einen von Fachpersonal empfohlenen Zweck und adressiert akut oder chronisch Kranke [5]. Nutzerzielgruppen sind hier PatientInnen und Angehörige, sowie Fachpersonal. Sie dienen hauptsächlich der Krankheitsbewältigung (bei Privatpersonen) bzw. der Entscheidungshilfe (bei Gesundheitsberufen). Rund 2.100 (im März 2016) gehören zu dieser Kategorie.
- Die wenigsten Apps (10 von rund 8.500) sind als Medizinprodukt zugelassen. Diese besitzen eine CE-Kennzeichnung und unterliegen damit starken regulatorischen Anforderungen nach dem Medizinproduktegesetz (MPG). Diese Apps stellen Funktionen zur Erfassung od. Auswertung von Gesundheits- und Messdaten zur Verfügung und können Diagnose und Therapie unterstützen [4]. Mit einer Medizinprodukte-App kann beispielsweise eine medizinische Diagnose gestellt werden.
In Deutschland gibt es bereits die Möglichkeit „digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA)“ ärztlich zu verordnen und die Kosten können nach Genehmigung der Krankenkasse übernommen werden. Um eine Zulassung als DiGA zu erhalten ist die Zertifizierung als Medizinprodukt notwendig [5].
Beurteilung von Qualität und Vertrauenswürdigkeit von Apps
Aktuell gibt es verschiedene Checklisten zur Beurteilung von Apps, wie z.B. ein Online-Tool von der Technikerkasse Deutschland [6] oder die „Checkliste für die Nutzung von Gesundheits-Apps“ vom Aktionsbündnis Patientensicherheit Berlin [7]. Diese Dokumente bzw. Tools unterstützen dabei, die Vorteile und Risiken durch die Nutzung von Gesundheits-Apps auf Smartphones, aber auch Wearables (wie z.B. Smartwatches; Wearables sind Technologien, die dazu bestimmt sind während des Tragens verwendet zu werden) zu identifizieren bzw. zu bewerten.
Task: In den App-Stores findet man unter der Kategorie „Medizin“ eine große Zahl von Medizin-Apps. Es ist zu empfehlen mit dem App Store von Google (Play-Store) zu arbeiten, da diese Plattform – für diese Übung – zu Datenschutz usw. übersichtlichere Informationen bzw. Auskünfte zu den Produkten liefert, als andere App-Stores. Mit Hilfe einer der erwähnten (im Internet frei verfügbaren) Checklisten soll nun in Kleingruppen jeweils eine App beurteilt und kritisch betrachtet werden.
Es ist sinnvoll Medizin-Apps zu betrachten, da diese durch ihre Unterstützungsfunktionen für Patient*innen einen wesentlichen Stellenwert in der Behandlung ihrer Krankheit haben und somit mit der Nutzung dieser Apps ein gewisses Risiko verbunden ist.
Die Studierenden lernen die Faktoren, an denen Qualität und Vertrauenswürdigkeit eingeschätzt werden kann. Sie lernen, wie man nach notwendigen Informationen (in den App-Stores und den dort befindlichen Informationen zu jeder App, unter z.B. Datenschutz) sucht und diese findet.
Die Ergebnisse der Gruppen können im Plenum verglichen, diskutiert und bewertet werden.
Referenzen:
[1] Mobile Marketing Association Austria (2020): Mobile Communication Report. Zugriff: 14.10.22. unter https://www.mmaaustria.at/single-post/mobile-communications-report-2020
[2] Kramer, U. (2017): Gesundheits-Apps in der Aufklärung, Prävention und Patientenführung. Zugriff am: 14.10.22. unter: https://www.healthon.de/blogs/2017/05/15/empfehlung-von-gesundheits-apps-verlierer-gewinner
[3] Albrecht, U.-V. (2016): Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps (CHARISMHA). Medizinische Hochschule Hannover. S. 14–47. Unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/A/App-Studie/CHARISMHA_gesamt_V.01.3-20160424.pdf
[4] Kramer, U. (2016). Klassifizierung von Apps. Zugriff am 14.10.22. unter: https://healthon.de/blogs/2016/03/10/gesundheits-medizin-apps-apps-als-medizinprodukt-definition-relevanz
[5] Die Techniker. Was ist eine Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA)?. Zugriff am 14.10.22. unter: https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/kompetent-als-patient/digitale-gesundheitsanwendungen-2099766
[6] Die Techniker. Online-Tool: Check die App. Wie gut und sicher ist meine Gesundheits-App? Zugriff am: 14.10.22. unter: https://tk-checkdieapp.de/ueber18/start.php
[7] APS e.V. (Hrsg, 2018): Digitalisierung und Patientensicherheit. Checkliste für die Nutzung von Gesundheits-Apps, Berlin. Zugriff am: 14.10.22. unter: https://www.patientensicherheitstag.at/download/infothek/2018/2018_APS-Checkliste-GesundheitsApps_web.pdf
[8] Kraus-Füreder, H. (2018): Gesundheits-Apps. Grundlagenpapier unter besonderer Berücksichtigung des Aspekts Gesundheitskompetenz.
Institut für Gesundheitsförderung und Prävention. Graz.
Beitragsbild: Viarami_22_Pixabay