Einsatz von Virtual Reality im Bereich der Sterbebegleitung
Einsatz von Virtual Reality im Bereich der Sterbebegleitung

Einsatz von Virtual Reality im Bereich der Sterbebegleitung

Einsatz von Virtual Reality im Bereich der Sterbebegleitung

von S. Furtenbach. Bachelorarbeit am Studiengang Clinical Engineering

Zusammenfassung

Diese Arbeit betrachtet mögliche Potenziale von Virtueller Realität in der Begleitung von Sterbenden. Dazu wurden Interviews mit pflegenden Personen aus diesem Bereich geführt. Grundsätzlich ist der Einsatz von VR für die Interviewten vorstellbar, jedoch gilt es dabei einige Vorgaben und notwendige Maßnahmen (aus Sicht der Patient*innen und des Personals) zu berücksichtigen.

Einführung

Virtuelle Realität ermöglicht Nutzer*innen das Eintauchen in eine nicht reale Welt, wodurch das Eintauchen dadurch verstärkt wird, dass die VR-Brille das gesamte Blickfeld umschließt [1]. VR-Anwendungen werden auch in der Gesundheitsversorgung eingesetzt, z.B. für Trainingszwecke oder in der Rehabilitation [2]. Im Bereich der Sterbebegleitung konnte noch keine Anwendung von VR identifiziert werden. Daher möchte diese Arbeit folgende Forschungsfragen beantworten:

FF1: Können VR-Anwendungen in den Berufsalltag von Sterbebegleiter*innen, Mitarbeiter*innen der Intensivstation und in Hospizeinrichtungen eingebunden werden bzw. welche Ressourcen sind dafür notwendig?
FF2: Welche Vor- und Nachteile erwarten die Sterbebegleiter*innen, Mitarbeiter*innen der Intensivstation und in Hospizeinrichtungen für die
Patient*innen beim Einsatz von VR?

Hintergrund

Die Sterbebegleitung ist befasst sich mit schwerkranken Patient*innen, um deren Lebensende, unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse, möglichst angenehm zu gestalten [3]. Für diese Tätigkeiten gibt es entsprechende Aus- und Weiterbildungen [4].

Der Einsatz von Virtueller Realität zeigt in vielen Bereichen der Gesundheitsversorgung Vorteile für Patient*innen [2]. Im Bereich der Sterbebegleitung könnten die verschiedenen Vorteile von VR auch Pontenziale haben. In dieser Arbeit werden VR-Anwendungen betrachtet, die 360°-Videos zur Verfügung stellen. Es handelt sich also um VR-Anwendungen, die keine Interaktion mit der virutellen Umgebung zulassen. Die Anwender*innen sind nur Beobachter in vorab angefertigten Videos, die einen Blickwinkel von 360″ Grad zulassen. Man kann also mit Kopfbewegungen die Umgebung so wahrnehmen, als würde man sich wirklich in der VR-Szene befinden.

Methoden

Es wurden Interview*parterinnen aus dem Bereich der Sterbebegleitung rekrutiert und anhand eines eigens entwickelten Fragebogens zu den Themen dieser Forschung befragt. Im Rahmen der Interviews wurden den Personen VR-Anwendungen mit Hilfe des Google Cardboards und Smartphone-Apps und die Anwendung Remmy-VR [5] zur Verfügung gestellt. Es sollte den Befragten ermöglichen VR zu erleben, um das Forschungsthema besser kennen zu lernen und eine konkrete Vorstellung von möglichen VR-Lösungen zu erhalten.

Verwendetes Material in den Interviews mit den Befragten aus dem Bereich Sterbebegleitung (Cardboard von Google, Remmy-VR)

Die Arbeit stellt die grundlegenden Eigenschaften der befragten Personen (facheinschlägige Berufstätigkeit, Arbeitsbereich, Funktion, Dienstjahre, etc) ausführlich dar. Alle Befragten arbeiten seit vielen Jahren im Bereich der Sterbebegleitung (im Durchschnit seit 14,2 Jahren). Die insgesamt 5 befragten Personen hatten alle noch keinen Kontakt mit VR im beruflichen Umfeld, 40% kennen VR aus dem privaten Bereich.

Ergebnisse

Beantwortung der FF1: Aus der Sicht der befragten Personen ist die Einbindung von VR-Anwendungen definitiv denkbar. Wichtig hierfür sind vor allem zeitliche Ressourcen des betreuenden Personals, eine adäquate Vor- und Nachbereitung sowie eine entsprechende Akzeptanz der
Patient*innen. Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass diese Entscheidung nicht für alle Einrichtungen gleichermaßen getroffen werden kann, sondern eine individuelle Evaluierung der Möglichkeiten und Einsetzbarkeit erfordert. Über den Tätigkeitsbereich der Intensivstationen kann keine Aussage getroffen werden. Allerdings wird davon ausgegangen, dass die Ergebnisse sich analog den anderen Tätigkeitsbereichen verhalten.

Beantwortung der FF2: Neben den für VR bekannten physischen Symptomen wie beispielsweise Übelkeit und Schwindel, wurden Druckempfindlichkeit gegenüber der Brille oder dem Kopfband, Angstzustände, Kontrollverlust oder als erwartete Nachteile benannt. Je nach Ausführung der VR-Variante kommt erforderliche Mobilität hinzu. Weiters könnten möglichen Sprachbarrieren (in der Menüführung von VR-Anwendungen) sowohl seitens des Personals auch der Patient*innen eine Hürde bei der Nutzung von VR darstellen. Als Nachteil für das Personal wurde weiters der Mehraufwand zur Erklärung, Einführung und Begleitung der VR-Anwendung eruiert.
Einen positiven Mehrwert sehen die befragten Personen für ihren Berufsalltag in Form von gesteigerter Zufriedenheit. Es ist vorstellbar, dass VR-Anwendungen die positiven Emotionen von Patient*innen herbeiführen bzw. unterstützen kann. Weiters ist eine individuelle Ergänzung durch Bezugnahme auf diverse Interessen möglich. Weitere Vorteile sind patient*innenspezifisch und daher schwer abschätzbar.

Quelle: Furtenbach, Stephanie. Eisnatz von VR im Bereich der Sterbebegleitung. Bachelorarbeit am Studiengang Clinical Engineering. FH Campus Wien. 2023.

Quelle (Titelbild): pixabay | eriktanghe

Referenzen

[1] Prof. Dr. Bendel, O. Springer Gabler Wirtschaftslexikon, Online im Internet: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/virtuelle-realitaet-54243#:~:text=Virtuelle%20Realit%C3%A4t%20(Virtual%20Reality%2C%20VR,VR%2DBrille)%20%C3%BCbertragen.

[2] Baragash, R., Aldowah, H., Ghazal, S. Virtual and augmented reality applications to improve older adults’ quality of life: A systematic mapping review and future directions, Digital Health, 2022, Vol.8, 20552076221132099

[3] Döbele, M., Becker, U., Kieninger, R. Ambulante Pflege von A bis Z, Springer Verlag, Berlin Heidelberg, 2. Auflage 2016

[4] George, W. Sterbebegleitung: eigene Werte als wichtigste Ressource, Pflegezeitschrift, 2018, Volume 71, Seiten 54–60

[5] Remmy VR, Online im Internet: https://www.remmy-vr.com/# Abgefragt am: 19.04.2023

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